Selbstgefährdung vs. Selbstfürsorge

By on 19. Juni 2018, in Inspirationen

Letztens war ich an einer Veranstaltung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), in welcher neue Managementkonzepte vorgestellt wurden und dabei auch die Auswirkungen, welche diese auf die Mitarbeitenden haben können. Grundsätzlich klingt es ganz gut: Die Mitarbeitenden werden durch viel Verantwortung und Handlungsspielraum motiviert und gefördert.

Das Problem dabei ist, dass man beobachten kann wie sehr sich die Mitarbeitenden selbst gefährden. Selbst gefährden im Sinn von dass sie zur Arbeit gehen, obwohl sie krank sind, dass sie die Arbeitszeit verlängern, später Feierabend machen oder auch am Wochenende arbeiten, die Arbeitszeit intensivieren und keine Pausen mehr machen oder auch «Hilfsmittel» zur Erholung einnehmen (z.B. Alkohol um vermeintlich besser schlafen zu können) oder solche für mehr Energie während des Tages (Koffein, etc.).

Dies ist selbstgefährdend, da wir uns damit selbst schaden. Wir arbeiten damit sozusagen gegen uns selbst. Es mag zwar (kurzfristig) gut sein fürs Unternehmen und vielleicht auch für die eigene berufliche Karriere – aber eben nur kurzfristig.

Eine oft gehörte und angewandte Lösungsstrategie ist dann die Selbstoptimierung. «Ich schaff das schon, los, weiter geht’s». Also sich selbst sozusagen gut zuzusprechen und zu motivieren. Das kann hilfreich sein und ist für den Betrieb sicherlich gut. Jedoch ist es eine Gradwanderung, denn oft werden die eigenen Erholungsbedürfnisse damit übergangen.

Und genau darum geht es: Unsere (Erholungs-) Bedürfnisse nicht zu übergehen, sondern sie wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Oder anders ausgedrückt: Um Selbstfürsorge. Ich mag diesen Begriff. Selbstliebe scheint für Einige too much zu sein. Selbstfürsorge kann man eher annehmen, obwohl es aus meiner Sicht eigentlich genau das Gleiche ist – aber pssst, nicht verraten 😉

Selbstfürsorge heisst, sich gut um sich selbst zu kümmern und gut für sich zu sorgen. Es bedeutet einen bewussten, mitfühlenden und liebevollen Umgang mit sich selbst. Und vor allem, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.

Wenn wir den Blick weiten und uns gar nicht nur auf die Arbeit beschränken, finde ich es erschreckend, wie oft wir im Alltag selbstgefährdend handeln: Wir vergiften unsere Körper mit industriellen und komplett überzuckerten Lebensmitteln, mit Zigaretten, Kaffee, Alkohol oder Energy Drinks, mit Nachrichten, zu wenig Schlaf und mit negativen Gedanken und Stimmungen.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es angesehener zu sein scheint, sich selbst zu gefährden, statt gut für sich zu sorgen.

Wie oft erzählen Sie Ihren Mitmenschen beispielsweise vom beglückenden Spaziergang mit Ihrem Hund, bei dem es trotz Vorhersage nicht geregnet hat? Vom schönen Sonnenuntergang, den Sie auf dem Nachhauseweg gesehen haben? Von der Freude, dass Ihre 14-jährige Tochter ganz freiwillig den Geschirrspüler ausgeräumt hat? Oder dem Lachen des Babys im Zug, das Sie selbst auch zum Lächeln brachte?

Oder erzählen Sie eher vom mühsamen Spaziergang im Regen, von der anstrengenden pubertierenden Tochter und dem schreienden Baby?

Schon da fängt Selbstfürsorge oder eben Selbstgefährdung an. Die entsprechenden Effekte auf unseren Körper, unsere Gesundheit und unsere Gesamtstimmung sind enorm! Und wir stecken Andere damit an – in beide Richtungen. Unsere Stimmung hat nicht nur Auswirkungen auf uns selbst, sondern auch auf unsere Mitmenschen.

Also ja, seien Sie ein Gegenpol zu den gesellschaftlichen Normen und erzählen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen, Ihrer Familie, Ihren Freundinnen und Freunden von den ganz alltäglichen, schönen Dingen.

Werden Sie sich Ihrer selbstgefährdenden Verhaltensweisen bewusst, um diese aufgeben zu können – arbeiten Sie nicht gegen sich, sondern für sich.

Für Sie selbst.

Und damit für uns alle.

 

(Übrigens: Der Artikel «Lieben Sie sich?» könnte Ihnen auch gefallen…)

 


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