Loslassen

By on 23. Juli 2018, in Inspirationen

«Lass los. Du musst loslassen. Du schadest dir damit nur selbst.»

Das ist manchmal einfacher gesagt als getan… Und manchmal ist Loslassen meiner Erfahrung nach auch gar nicht die richtige Strategie. Aber beginnen wir von vorne:

Gemäss Larry James ist Loslassen die persönliche Befreiung, die auf die Einsicht folgt, dass ein Festhalten nur Energie kostet und wehtut. Das Festhalten an etwas gibt uns aber oft auch eine gewisse Sicherheit – und das macht das Loslassen oft so schwierig. Es ist etwas Bekanntes, worauf wir unseren Fokus lenken können, womit wir uns ablenken können. Und vielleicht füllt es auch eine «Lücke». Zum Beispiel das Lästern über Andere oder ein langanhaltender emotionaler Konflikt. Worüber würde sich Beatrice mit ihrem Mann unterhalten, wenn sie sich nicht gemeinsam über ihre Mitmenschen nerven könnten? «Hast du die Susi heute gesehen, wie die wieder angezogen war!». Wie würde Manuela ihren beruflichen Alltag verbringen, ohne die täglichen Unstimmigkeiten und teilweise auch Gemeinheiten mit ihrer Arbeitskollegin? Obwohl es doch eigentlich bizarr ist und obwohl Beatrice und Manuela wissen, dass es ihnen nicht guttut und ihnen Energie raubt, sagen sie beide: «Aber ich kann damit nicht aufhören».

Und das können sie auch nicht. Einerseits weil sie sich von ihren Gedanken und Gefühlen leiten lassen und nicht selbst bestimmen und andererseits, weil es ja dann diese «Lücke» gäbe. Und das kann durchaus Unbehagen hervorrufen und Angst machen.

Eine ganz wichtige Frage ist immer: Was bringt es mir? Was bringt es mir, dass ich ständig lästere oder den Konflikt nicht beende? Denn wenn es uns (vielleicht auch unbewusst) nichts bringen würde, würden wir es nicht machen. Seien Sie da ganz ehrlich zu sich selbst. Vielleicht hätten Sie plötzlich mehr Zeit, um sich mit Ihrem Partner oder mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht fühlen Sie sich selbst besser, wenn Sie schlecht über Andere reden. Vielleicht könnten Sie Ihre Energie auch auf einmal für sich selbst und für ganz viel Gutes nutzen. Welche «Lücke» gäbe es, wenn Sie tatsächlich loslassen würden? Und was könnten Sie damit machen?

«Die Frucht von Loslassen ist die Geburt von etwas Neuem» (Meister Eckhart)

Durch das «Loslassen» haben wir unseren Fokus manchmal oft trotzdem noch auf dem Konflikt. Wenn wir zum Beispiel sagen «Ich muss diesen Konflikt loslassen», spielt der Konflikt – schon nur im Satz selbst – noch eine sehr zentrale Rolle. Also versuchen Sie Ihren Fokus auf das zu lenken, was sie stattdessen haben oder tun könnten. Auf die Geburt des Neuen.

Loslassen braucht Mut: Mut, die «Lücke» zu erkennen und Mut, Verantwortung zu übernehmen. Sich nicht von den Gedanken und Gefühlen bestimmen zu lassen – sondern die Gedanken und Gefühle selbst zu bestimmen. Den Fokus selbst klar setzen. Das ist ein notwendiger Perspektivenwechsel, um das eigene Leben wieder selbst aktiv in die Hand zu nehmen.

Loslassen heisst für mich aber auch nicht unbedingt, dass etwas nicht mehr in mein Leben gehören darf. Und vielleicht ist loslassen manchmal auch einfach der falsche Ausdruck, oder erst der nächste Schritt. Vielleicht geht es manchmal auch viel mehr ums «Annehmen».

Bei mir war es beispielsweise meine Angst. Da wurde mir auch geraten, dass ich meine Angst loslassen muss. Was ich mit sämtlichen Methoden erfolglos probiert habe. Die Angst blieb. Ich konnte sie nicht loswerden, konnte nicht von ihr davonrennen. Bis ich erkennen durfte, dass es ja auch gar nicht darum geht. Vielmehr geht es darum, die Angst anzunehmen und sozusagen Freundschaft mit ihr zu schliessen, sie in mein Leben zu integrieren. Denn die Angst ist für mich nicht nur hinderlich und blockierend, sondern ein wichtiges Warnsignal und damit ein sehr verlässlicher Schutz. Wenn ich die Angst nicht sehen will und nur von ihr davonrenne, kann ich das nicht differenzieren – und dann blockiert und hindert sie mich viel mehr als nötig. Den Schutz, den ich jetzt nutzen kann, hätte ich aufgegeben, wenn ich die Angst losgelassen hätte. Genau das hatte wohl nicht sein sollen, weshalb es mit dem Loslassen auch nie funktioniert hat…

Manchmal kann das «Loslassen» nach dem «Annehmen» noch kommen – manchmal ist das aber auch gar nicht nötig.

Wie ist das bei Ihnen?

 


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