Findungsphase Teil 2 – Wenn das Leben Kopf steht

By on 14. Juli 2021, in Inspirationen

Noch vor zwei Monaten schien das meiste in meinem Leben ziemlich klar und stimmig. Nach einer emotionalen Achterbahn habe ich mich dann doch entschieden mein Anstellungsverhältnis zu kündigen. Vor meinem (etwas dramatischen ;-)) inneren Auge sah ich jeweils wie meine Tochter in die Schule kam und ich mit dem Gefühl da stand, ihre ganze Kindheit verpasst zu haben. Obwohl sachlich gesehen alles für die Anstellung sprach (eine tolle Arbeit mit einem ausserordentlich tollen Team, gute Bedingungen und natürlich die Umstände rund um Corona), passte es einfach nicht mehr für mich. Zu unzufrieden und innerlich zerrissen war ich während dieser Zeit, als dass ich es noch länger hätte fortführen können. Es war zuerst ein Kopfentscheid, aber schlussendlich hat doch mein Herz gesiegt.

Ich war stolz, dass ich für mich eingestanden bin und selbstbestimmt meinen eigenen Weg ging. Und ich freute mich enorm auf einen entspannteren Mami-Alltag und wieder mehr Zeit für meine Balance Management-Projekte zu haben.

Auch in anderen Lebensbereichen war es sehr stimmig: Nachdem wir bereits seit fünf Jahren nach einem Eigenheim suchten, haben wir anfangs Jahr endlich ein Haus gefunden, welches uns gefallen hat und wo wir uns vom ersten Tag an vorstellen konnten darin zu leben. Ein Neubauprojekt in einer Nachbarsgemeinde, welches uns viel Spielraum im Innenausbau lies. Mein Mann und ich sassen abends oft stundenlang vor den Grundrissplänen: Wo wollen wir den Schwedenofen platzieren? Wie soll die Küchenaufteilung aussehen? Und wie verschieben wir die Wände am besten, damit eine Walk-In Dusche ins Badezimmer passt? Wir haben alles visualisiert, gefühlt lebten wir bereits dort. Es fühlte sich perfekt an – wenn da nicht immer mal wieder Störgefühle gewesen wären. Diese haben wir allerdings gekonnt ausgeblendet, zu gross war unser Wunsch nach einem Eigenheim und zu perfekt erschien uns das Timing.

Vor ein paar Wochen dann die ernüchternden Neuigkeiten: Es kamen zwielichtige Informationen über unsere Baufirma ans Licht. Das Risiko, dass wir es mit potentiellen Baubetrügern zu tun hatten, war uns einfach zu gross. Gerade noch rechtzeitig vor dem Notartermin traten wir vom Vertrag zurück und schauen nun mit einem Anwalt, dass wir unser bereits bezahltes Geld wieder zurückbekommen. Einen «entspannten Mami-Alltag» habe ich mir definitiv anders vorgestellt…

Potentielle Baubetrüger? Echt jetzt?! Wie konnte das passieren? Waren wir so leichtgläubig? Haben wir uns tatsächlich so stark von unserem Wunsch treiben lassen? Waren wir so versessen, dass wir all die Warnsignale nicht ernst genommen haben?

Enttäuschung, Scham, Wut und Trauer waren und sind die vordergründigen Gefühle.

Ich hätte nie gedacht und nie damit gerechnet, dass es Menschen gibt, die uns dermassen eiskalt anlügen und über den Tisch ziehen – es fällt mir auch jetzt noch schwer, dies in mein Weltbild zu integrieren. Ich glaube immer an das Gute im Menschen und bin davon überzeugt – auch jetzt noch – dass wir im tiefsten Wesenskern alle gut sind. Aber eben nur im tiefsten Wesenskern und der ist offensichtlich noch bei einigen ziemlich zugeschüttet… Da haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns!

Irgendwie ist es fast schon ein bisschen ironisch: Seit dem Beginn von Corona sind mein Mann und ich sehr dankbar, dass wir es während des Lockdowns und der ganzen Pandemie so gut hatten. Dass wir persönlich kaum davon betroffen waren. Und nun – ich versuche es positiv zu formulieren – schenkt uns das Universum doch noch die Möglichkeit zu erfahren wie es ist, wenn das Leben auf den Kopf gestellt wird. Wenn ein Geldbetrag in der Höhe eines Jahreseinkommens – flutsch – weg ist und Zukunftsvisionen erlöschen. Von heute auf morgen: Aus der Traum.

Für mich ist es eine teure Lektion, wirklich auf mein Bauchgefühl zu hören – immer. Egal was die anderen sagen – auch wenn es alle anderen sind. Auch (oder: insbesondere) wenn es sogar mein eigener Kopf ist! Ich weiss ich muss mutig genug sein meinem Gefühl zu folgen. Genau wie beim Anstellungsverhältnis: Im Grunde spürte ich bereits letzten Sommer, dass die Zeit als Angestellte für mich vorbei ist. Zu stark schlägt mein Mami-Herz und zu sehr liebe ich die Möglichkeiten und Freiheiten als Unternehmerin – aber ich traute mich nicht für mich einzustehen, meinen eigenen Weg zu gehen und so «musste» ich diesen Umweg machen. Ein Umweg, der zwar nicht meinem Herz entsprach, aber trotzdem sehr bereichernd und wertvoll war. Hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht, könnte ich die innere Zerrissenheit vieler berufstätiger Mütter und den enormen Spagat, den sie leisten, niemals so gut nachspüren wie ich es jetzt kann.

Vielleicht ist es mit dem Hauskauf ähnlich – vielleicht tut es gut auch dieses gängige Lebensmodell zu hinterfragen. Vielleicht ist es eine Chance, uns von unseren eigenen Erwartungen, den Erwartungen anderer und von gesellschaftlichen Normen zu lösen. Und frei und selbstbestimmt zu sein. Brauchen wir denn tatsächlich ein Eigenheim? War oder ist das Eigenheim ein Herzenswunsch oder «bloss» ein materieller Wunsch meines Verstands? Oder einfach eine gesellschaftliche Norm – «man hat halt ein Haus»? Was wäre stattdessen ein passendes Lebensmodell für uns? In einem Camper irgendwo an einem schönen Strand, online arbeiten und unsere Tochter im Homeschooling unterrichten? Ein kleines Chalet in den Bergen? Oder doch ein naturnahes Eigenheim mit einem netten Garten hier in der Region? Momentan fühlt es sich an wie eine grüne Wiese – wir haben alle Möglichkeiten und können in jede beliebige Richtung losmarschieren. Und das ist toll – aber es wäre noch schöner und definitiv leichter, wenn ich mich dabei von meiner Intuition führen lassen könnte.

Aber genau die ist in meinem momentan durchgewirbelten Zustand eher zugeschüttet. Nach negativen Erfahrungen macht mein Herz typischerweise erst mal zu. Schutz. Nicht noch mehr Verletzungen und Enttäuschungen. Mit einem verschlossenen Herzen ist es allerdings schwierig den Zugang zur Intuition wieder zu finden. Das weiss mein Kopf. Mein Herz sagt dennoch: «Geht’s noch, das ist doch viel zu gefährlich! Oder willst du den ganzen Scheiss spüren?»

Naja, wirklich wollen tu ich es nicht. Aber ich weiss, dass es der einzige Weg ist…

Also ja, spüren. Alle Facetten. Etwas, was mir seit ich Mutter bin grundsätzlich schon schwerer fällt. Mit der Geburt bin ich gefühlt in ein neues Energiefeld getaucht und es braucht für mich deutlich mehr, mich voll und ganz zu spüren. Achtsam und verbunden zu sein. Ich zu sein.

Am allerbesten gelingt mir dies aktuell, wenn ich im Wald bin. Wenn ich der Natur lausche, die Vögel beobachte, barfuss durch den Schlamm wate, einfach bin und meinen Herzschlag spüre. Dann bin ich wieder ich, in meiner Kraft und klar. Das mache ich zur Zeit mindestens zweimal in der Woche für mehrere Stunden – zusammen mit meiner Tochter oder alleine. Ihr tut es übrigens auch enorm gut, sie blüht richtig auf in der Natur und ihre wilde Seite kommt noch viel mehr zum Vorschein.

Genau so sind auch meine zwei neusten Seminare «Atme durch – ein Wochenende in der Natur» und «Intuitiv klar – ein Online-Training der Herz-Hirn-Kohärenz» entstanden. Zwei Methoden, die mir momentan besonders helfen. Dank der aktuellen Erfahrung spüre ich wieder ganz deutlich, wie zentral eine gute Selbstfürsorge ist. Was mir guttut, was mir Energie gibt und was ich brauche – und wie wichtig es ist, dass ich mich dafür einsetze. Welch ein Glück, dass ich genau dies mit der Balance Management GmbH ausleben kann ❤

Also auf geht’s, in welche Richtung auch immer. Ich bin gespannt, wohin es mich treibt…

Ramona ❤

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