Erholungstipp Nr. 9: Lieben Sie sich?

By on 5. September 2017, in "Gut erholt durch das Jahr"

In vielen meiner Beratungsgespräche sprechen wir über Prioritäten. Und das geht dann in etwa so: «Naja, der Job, verschiedene Projekte und Aufgaben, die halt im Moment wirklich grad wichtig sind, eine Weiterbildung, die Familie, Kinder, die zurzeit sehr viel Aufmerksamkeit benötigen, der Haushalt, der Ehemann oder die Ehefrau, Eltern, Geschwister, Vereine… Aber geht ja alles vorbei – nicht wahr. Es wird besser. Es geht jetzt nur noch so bis… Ehm…»
Nunja, bis wann dann? Bis die eigene Firma einen mehrfachen Millionenumsatz macht? Bis die Weiterbildung endlich abgeschlossen ist, und dann, aus lauter Leere gleich die nächste begonnen wird? Bis die Kinder erwachsen, ausgezogen, am besten verheiratet sind und selbst Kinder haben?

Ich frage dann meist: «Welche Priorität haben denn Sie selbst in Ihrem Leben?»

Pause.

Nachdenken.

Hmm…

Kurz gesagt: Man selbst, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume kommen oft viel zu weit hinten in der Prioritätenliste.

Natürlich gibt es Lebenssituationen und Gegebenheiten, in denen man vielleicht etwas zu kurz kommt, oder zumindest nicht grad die eigenen Träume verwirklichen kann. Doch wie lange dauert diese Phase an? Wie viel Zeit Ihres Lebens möchten Sie dafür opfern, es anderen recht zu machen? Statt sich selbst?

An diesem Punkt kommt in meinen Beratungsgesprächen oft die Gegen-Frage: «Aber ist das denn nicht egoistisch?»

Nein ist es nicht. Die Frage ist jedoch, wo hört die Selbstliebe auf und fängt der Egoismus an?

„Egoistisch ist nicht der, der sich um sich selber kümmert,
sondern der, der das versäumt hat und es jetzt von anderen erwartet.“
– Safi Nidiaye

 

Grundsätzlich ist es gut und wichtig, sich um die eigenen Bedürfnisse und Interessen zu kümmern. Das zu tun, was einem gut tut. Denn niemand ist dafür verantwortlich, dass es mir gut geht oder ich glücklich bin, ausser ich selbst. Aber es ist eine Frage des Masses und des sozialen Umgangs, ob es sich um Selbstliebe oder Egoismus handelt und die eigenen Interessen auf Kosten anderer durchgesetzt werden.

Für Selbstliebe sind wir nicht auf unsere Mitmenschen angewiesen, das hat nur etwas mit uns selbst zu tun. Wir haben ein Bedürfnis und wir erfüllen es uns. Wenn wir hungrig sind, dann essen wir. Wenn wir müde sind, dann schlafen wir. Es liegt in unserer Verantwortung, uns um uns selbst zu kümmern und es nicht von anderen zu erwarten, dass sie sich um uns kümmern. Ein Mensch, der aus der Selbstliebe heraus handelt, sieht immer sein eigenes UND das Wohl seines Umfeldes. Er ist darauf bedacht, weder sich noch anderen Schaden zufügen zu wollen und handelt entsprechend rücksichts- und liebevoll.

Egoismus fängt da an, wo wir von anderen erwarten, dass sie etwas für uns tun. Wenn wir erwarten, dass der Andere uns liebt. Wenn wir erwarten, dass sich ein Anderer um uns kümmert. Egoistische Menschen sind nur auf ihre eigenen Bedürfnisse ausgerichtet und verfolgen diese ohne jegliche Rücksichtnahme oder Einsicht. Gnadenlos versuchen sie ihren Willen durchzusetzen, auch wenn ein anderer Mensch dadurch zu kurz kommt.

Es ist genau so, wie die Flight Attendant im Flugzeug erklärt: Ziehen Sie sich selbst die Sauerstoffmaske über, bevor Sie anderen Personen dabei helfen. Denn nur wenn Sie selbst genügend Sauerstoff bekommen, können Sie anderen Menschen beistehen. Das ist nicht egoistisch, sondern ein gutes «Für-Sich-Selbst-Sorgen». Wir können nur geben, was wir selbst auch haben. Wenn wir uns selbst nicht lieben, können wir auch andere nicht in der Tiefe lieben.

Deshalb: Kümmern Sie sich liebevoll um sich selbst. Sind Sie sich selbst wichtig. Lieben Sie sich. Und haben Sie selbst die höchste Priorität in Ihrem Leben.

 


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